Ernährung des Eurasiers - ein langes Thema
Fertigfutter - selber kochen - barfen?
Kein Thema wird wohl in den Hundeforen so kontrovers und hitzig diskutiert wie die Ernährung des Hundes. Zucker und Wasser im Dosenfutter, Abfälle im Trockenfutter, Gesundheit nur durch barfen? Im Ernährungsdschungel und Überangebot klarzukommen wird einem nicht leicht gemacht und überall wo Hundebesitzer zusammenkommen wird über die Ernährung der Hunde diskutiert, hauptsächlich über die folgenden 3 Ernährungsmethoden:
BARF
Barf ist zur Zeit wohl in aller Munde, zumindest in den Internetforen. Es steht für "Bones And Raw Food" (Knochen und Rohes Futter) oder auch für "Biologically Appropriate Raw Foods" (Biologisch Angemessenes Rohes Futter). Die beliebteste eingedeutschte Variante ist wohl "Biologisches Artgerechtes Rohes Futter".
Die zugrunde liegende Idee stammt von dem australischen Tierarzt Dr. Ian Billinghurst. Er stellte Forschungen an, betreffend dem Zusammenhang von Hundekrankheiten und industriell hergestelltem Fertigfutter. In seinem Buch "Give Your Dog A Bone" stellte er seine Fütterungsmethode vor, sowie Ergebnisse seiner Forschungen. Die Idee zu seiner Art der Fütterung begründet sich in der evolutionären Entwicklung des Haushundes. Millionen von Jahre hatte sich der Vorfahre des Hundes von roher Kost ernährt, sowohl tierischer als auch pflanzlicher. Im Verlaufe der Entwicklung zum Haushund kamen menschliche Abfälle und Tischreste dazu, eine vielseitige Ernährung die sich über tausende von Jahren nicht änderte und an die der Hund auch heute noch physiologisch angepasst ist.
Dann veränderte sich alles furchtbar schnell, zu schnell? Die Industrie begann vor ca. 70 Jahren Fertigfutter herzustellen. Zuvor bekamen Hunde Fleischknochen, Innereien, wenig Muskelfleisch, und eben das allermeiste roh. Gekochtes und Getreide gab es nur sehr selten. Das heutige Fertigfutter besteht jedoch aus gekochten und intensiv verarbeiteten Produkten. Der Hauptbestandteil eines Hundefutters ist heute Getreide.
Dr. Billinghurst kam zu der Überzeugung, dass 70Jahre evolutionsmässig gar nicht ausreichen können, damit sich der Organismus auf so eine radikale Ernährungsänderung einstellen kann ohne dass dadurch gesundheitliche Schäden verursacht werden. Und tatsächlich, seitdem das industriell hergestellte Futter die Oberhand hat häufen sich ernährungsbedingte Krankheiten.
Täglich immer dasselbe Fertigfutter mit täglich gleicher Menge der Nährstoffe, Vitaminen, Spuren- und Mengenelementen fordert einen Organismus nicht mehr. Kein Wildtier hätte überleben können wenn sein Organismus nicht die Fähigkeit hätte Schwankungen im Nährstoffhaushalt ausgleichen zu können. Eine Mahlzeit die viel Rohprotein und Phosphor enthält fordert die Nieren sehr, manche behaupten sie würden gar überfordert. Hat die nächste Mahlzeit keine oder sehr wenige Proteine (z.B. Gemüse) können sich die Nieren erholen. Dies kann aber nicht funktionieren wenn Tag für Tag im Trockenfutter alles gleichzeitig verabreicht wird. Die Nieren haben demnach niemals Erholungspause. Ist Ihnen schon mal aufgefallen wie viele spezielle Diätprodukte für nierenkranke Hunde bei den Hundefuttershops in den Regalen stehen? BARF ist eine Ernährungsform, bei der die Bestandteile roh verabreicht werden, ausgewogen im Verhältnis mit Zugabe von Mineralstoffpräparaten.
BARF bedeutet aber nicht dem Hund nur einfach rohes Fleisch und rohe Karotten zu füttern, auch da muss man sich unbedingt einlesen um die Zusammenhänge zu verstehen. Nicht die täglich gleich bleibende Versorgung mit Proteinen, Vitaminen ect. steht im Vordergrund, sondern die Ausgewogenheit der wöchentlichen Gesamtbilanz, damit die Fähigkeit des Hundes nicht verloren geht, Schwankungen ausgleichen zu können. Man muss dazu erst mal lernen welchen Bedarf an Nährstoffen ein Hund überhaupt hat und welche Nährstoffe in den einzelnen Lebensmitteln vorhanden sind. Anfangs geschieht dies wohl mit Büchern, Wochenfutterplänen und Tabellen neben der Küchenwaage, der Interessierte lernt sich jedoch schnell ein und kommt ohne Futterpläne und Waage aus.
Fertigfutter
Die Industrie erklärte uns, was und wie viel ein Hund an Nährstoffen braucht und dass wir alle unsere Hunde niemals so gesund ernähren könnten wie mit ihrem Fertigfutter. Selber kochen würde nie ein ausgewogenes Verhältnis dessen liefern was ein Hund brauchen würde. Unsummen von Geld wurde in Werbekampagnen gepumpt um Hundehaltern dies glauben zu machen. Die Hunde allerdings gediehen mehr als 10.000 Jahre lang prächtig, bevor es Fertigfutter gab.
Beim Industriefutter behindern sich verschiedene Mineralien gegenseitig in der Aufnahme und werden daher teilweise in überhöhten Mengen beigemischt. oberhaupt ist das Problem beim Fertigfutter nicht die Unterversorgung, sondern heutzutage die oberversorgung.
Beim Trockenfutter ist schon herstellungsbedingt ein grosser Anteil an Getreide vorhanden. Dass Allergien nicht nur beim Mensch zunehmen sondern auch beim Hund kann niemand abstreiten. Doch es sind meist keine Allergien gegen Gräser, Pollen, oder Hausstaubmilben, sondern die Mehrzahl der Hunde reagiert auf einen Futterbestandteil allergisch, am häufigsten auf Getreide. Ist eine Allergie gegen einen Futtermittelbestandteil erst mal da kommen häufig weitere hinzu. Haben Sie schon einmal in den Futtermittelshops gesehen wie viel Sensitive-Futterpackungen da stehen und wie viele Päckchen, speziell für Hundeallergiker?
Auch die Qualität der Rohprodukte im Fertigfutter wird von vielen stark angezweifelt. Nicht zur zermahlenes Fleisch aus Grossproduktionen, sondern oft auch tierische Abfälle und Tiermehle werden verarbeitet. Ob die zu Tiermehl verarbeiteten Tiere mit Medikamenten behandelt wurden, ob die Getreidebestandteile stark mit Düngemitteln belastet sind, lässt sich meist nicht feststellen. Die Hersteller müssen nicht angeben was im Rohmaterial enthalten war, sondern nur das deklarieren was sie selbst bei der Verarbeitung zumischen. Und es wird auch viel Chemie zugemischt, beim Trockenfutter mehr als beim Nassfutter, da abgekochtes in Dosen sich leichter vor Verderb schützen lässt. Antioxidantien und Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Aroma- und Lockstoffe um das Futter gut riechen zu lassen, künstliche Vitamine und noch mehr.
Die Futtermittelhersteller passen sich den gestiegenen Ansprüchen ihrer informierten Kunden an und verarbeiten heute hochwertigere Bestandteile, verzichten weitgehend auf billige Sojaprodukte und Füllstoffe, aber längst nicht alle Hersteller tun dies. Zudem liest sich die aufgedruckte Zutaten- und Zusammensetzungsliste harmloser als sie tatsächlich ist. Hinter manch einer Bezeichnung verstecken sich Dinge, auf die man von selbst niemals kommen würde und längst nicht alles muss angegeben werden.
Trockenfutter ist die bequemste Art der Fütterung. Beutel auf, Brocken in den Napf - fertig. Bei Dosenfutter ist der Hundehalter zumindest gefordert, noch ein paar Getreide-Gemüseflocken unterzumischen, da beim Dosenfutter der Rohproteingehalt in fast allen Fällen viel zu hoch ist, um als tatsächliches Alleinfutter gefüttert werden zu können.
Selber kochen
Viele Hundehalter mögen weder rohes Fleisch und Gemüse, noch höchst verarbeitete Industrieprodukte füttern sondern kochen selbst. Somit haben sie die Qualität der Ausgangsprodukte unter Kontrolle und können ihren Hund dem individuellen Bedarf entsprechend, abwechslungsreich ernähren. Jedoch ist selberkochen auch nicht so einfach wie manch einer meint. Der Bedarf an Kalorien muss ermittelt werden und natürlich muss man wissen, wie viel Eiweiß, Vitamine, Mengen- und Spurenelemente der Hund braucht und was in den einzelnen Lebensmitteln enthalten ist. Bei selbstgekochten Mahlzeiten stimmt das Kalzium/Phosphor-Verhältnis nicht, immer ist der Phosphoranteil zu hoch. Daher muss entsprechend Kalzium zugegeben werden. Zuviel davon ist allerdings schädlich und führt u.a. zu Wachstumsschäden, zu wenig aber auch, weil ein ausgewogenes Verhältnis benötigt wird um die Aufnahme anderer, davon abhängiger Spurenelemente zu sichern. Die Zusammensetzung muss passen, damit das eine nicht das andere behindert, sich nicht irgendwo im Körper ablagert oder gar ungenutzt ausgeschieden wird.
Man muss also lesen und lernen. Es ist keine unüberwindbare Hürde, sondern im Grunde genommen die Pflicht eines jeden Hundehalters, denn er trägt die Verantwortung für das, was täglich im Futternapf landet.
Empfehlung
Nein, ich kann und will keine Empfehlung für eine Ernährungsmethode aussprechen. Dazu sind die Konzepte zu unterschiedlich. Einige Leute wird es schon schütteln, bei der bloßen Vorstellung einen rohen Pansen oder Lungengeschleuder in Portionen zu zerteilen, die anderen schüttelt es beim Gedanken ihren Hunden Trockenfutter zu geben und die andere Gruppe scheut den Aufwand am selberkochen.
Hinzu kommt dass vieles zwar behauptet wird, aber wenig davon tatsächlich bewiesen ist. Unabhängige und langjährige Studien gibt es nur wenige und was der eine beweist widerlegt ein anderer. Was der eine Hund anstandslos verträgt, verursacht beim nächsten Allergien, was mein Hund mag und gerne frisst, lässt Ihrer möglicherweise ohne es anzurühren im Napf liegen.
Ich kann nur empfehlen sich ausreichend über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Ernährungsform zu erkundigen. Nicht alles was man so hört als Tatsache hinzunehmen, sondern die jeweiligen Gegner dazu zu hören und abzuwägen, sich einige gute Bücher zu kaufen und sich in das Thema einzulesen. Wer uninformiert und unwissend die Ernährung des Hundes angeht wird seiner Verantwortung dem Tier gegenüber nicht gerecht.