Thema Ernährung
Haben Sie schon einmal einer Katze zugesehen, wie sie genüsslich ein frisch erlegtes Mäuschen zerlegt und verspeist hat? Oder einem Hund, der diese Leckerei auf dem Acker gleich komplett verschlingt, während Frauchen - der Ohnmacht nahe - hysterisch und laut brüllend, mit den Armen fuchtelnd, dies zu verhindern sucht?
Natürliche Ernährung nennt man das, auch wenn es unserem Hygieneanspruch und unserer Vorstellung von Appetitlichkeit nicht so ganz entspricht. Das kleine Mäuschen liefert dem Jäger durch seine inneren Organe, Darm- und Mageninhalt nämlich erstklassige Vitamine, vorverdaute Fasern und Spurenelemente, zartestes Muskelfleisch und wenig Körperfett, gut verdauliche Knöchelchen und Blut für den Mineralstoffhaushalt. Hund oder Katze haben für ihre Futterbelohnung gearbeitet, sich flink bewegt und das Köpfchen einsetzen müssen, um die Beute zu erlegen. Eigentlich eine super Leistung und zur Belohnung eine rundum gelungene Mahlzeit, wenn man großzügig über den menschlichen Ekelfaktor durch die Parasitenbelastung der kleinen Nager hinwegzusehen vermag.
Heutzutage kommt leider kaum mehr ein Hund in den Genuss, naturnah und artgerecht ernährt zu werden. Denaturiertes, hochsteriles Fertigfutter ist Trumpf. Bequem, sauber und einfach. Als Pellets gepresst, in bunten Farben und kreativen Formen oder als Formfleischmahlzeit in Designertütchen und Schälchen, erweckt es zusammen mit der hochprofessionellen Werbung den Eindruck, als wäre man ein verantwortungsloser Rabenbesitzer mit weniger als keiner Ahnung, wenn man das arme Haustier mit selbst gepanschtem Futter quasi „misshandelt“. Mittlerweile ist Tierfutter für die Futtermittelkonzerne, oft Ablegerkonzerne der humanen Nahrungsmittelindustrie, ein weltweites Milliardengeschäft. Unter anderem deren Abfallprodukte aus der Lebensmittelherstellung können so noch einmal gewinnbringend vermarktet werden. Laut einer Veröffentlichung stieg der Umsatz mit Hundefertigfutter beim Endverbraucher allein in Deutschland von 1996 bis 2005 von 650 auf 950 Mio. Euro.
Bei all den vielen Futtersorten blickt man als Tierbesitzer kaum noch durch und bei der Frage, was ein gesunder Hund für den täglichen Erhaltungsbedarf wirklich benötigt, scheiden sich sämtliche Geister. Die bloße Verwirrung verführt einen leicht dazu, sich in sein Schicksal zu ergeben und der Einfachheit halber hübsch portionierte Pellets zu verfüttern, in der Hoffnung, dem Hund so alle „wichtigen Nährstoffe“ verabreicht zu haben. Sogar Tierärzte unterstützen diese Unsicherheit manchmal, indem sie Besitzern gleich ab Praxis Futter verkaufen, mit der Begründung, für die Zusammenstellung von selbst hergestelltem Futter müsste man schon Biologe sein oder zumindest eine Nährstoffanalyse durchführen lassen.
Wirklich? Wie kriegen wir dann bloß noch unsere Menschenkinder groß und erhalten uns selbst am Leben? Wie haben die Haus- und Hofhunde vor dem Fertigfutterzeitalter überlebt?
Wenn dem wirklich so wäre, dass nur industriell hergestelltes Fertigfutter rundum für die Gesundheit unserer Hunde sorgt, warum leiden dann immer mehr Haushunde an Wohlstandskrankheiten wie Übergewicht bis zur Verfettung, Diabetes, an Gelenkerkrankungen, Stoffwechselstörungen, Allergien, Hautkrankheiten und letztlich Tumoren? Es scheint, als seien unsere Hunde quantitativ über-, aber qualitativ unterversorgt.